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Einen wichtigen Schritt weiter

Sa, 09.06.2007
Beim Evangelischen Kirchentag in Köln hat die Bundeskanzlerin einen Tag nach dem Ende des G8-Gipfels über dessen Ergebnisse diskutiert. Weltweite Sozial- und Umweltstandards seien notwendig, damit die Globalisierung gelinge, so Merkel. Die Kanzlerin erläuterte auch, warum es für sie nur einen Ort gibt, wo der Klimaschutz verhandelt werden kann.
Die deutsche G8-Präsidentschaft steht unter der Überschrift "Wachstum und Verantwortung". Merkel machte deutlich, dass Wirtschaftswachstum notwendig ist, um Wohlstand zu erreichen. Wachstum "ist aber kein Selbstzweck, sondern nur vernünftig, wenn wir für alle auf der Welt Verantwortung übernehmen", ergänzte die Kanzlerin.
 
Gemeinsam mit Friedensnobelpreisträger Mohammad Yunus aus Bangladesh und dem Generalsekretär der Gesamtafrikanischen Kirchenkonferenz, Mvume Dandala aus Nairobi, sprach sie über das Thema "Weltwirtschaft gestalten".
 

Was war Heiligendamm?

 
Die Bundeskanzlerin zeigte sich zufrieden über den G8-Gipfel in Heiligendamm. Aber die Arbeit sei damit nicht vorbei: "Heiligendamm ist ein Schritt unter ganz, ganz vielen auf der Welt. Wir müssen aufhören, so zu tun, als ob es 'Erlösungsereignisse' gibt, die die Welt von einem Tag auf den anderen besser machen." 
Bundeskanzlerin Angela Merkel gemeinsam mit Nobelpreisträger Mohammad Yunus (rechts) und Bischof Mvume Dandala (links)Foto: REGIERUNGonline Vergrößerung Viel Applaus für die GästeVerbesserungen könne es nur durch einen ständigen Prozess geben. "Da war Heiligendamm ein guter Schritt."


Afrika

 
Der Nachbarkontinent war ein Schwerpunkt der Podiumsdiskussion. Geld allein helfe Afrika nicht, so Merkel.  Mindestens genauso wichtig sei es, dass das Geld auch für das ausgegeben werde, was die Menschen brauchten.
 
Wenn man sich nicht genau überlege, was mit dem Geld passiere, dann könne man "mit ganz viel Geld auch ganz wenig bewirken."
 
Mohammad Yunus wies darauf hin, dass eine erfolgreiche Entwicklungshilfe auch die Privatwirtschaft und die Zivilgesellschaft vor Ort einbeziehen müsse.
 
Die Bundeskanzlerin ist zudem überzeugt: Die ärmsten Länder haben nur dann eine Chance mit ihren Produkten, wenn sie faire Handelsbedingungen bekommen.
 

"Das kann nur die Uno sein!"

 
Für Merkel ist es ein wichtiger Erfolg, dass sich die größten CO2-Emittenten darüber verständigt haben, im Rahmen der Uno über den Klimaschutz zu sprechen. "Wo ist denn auf der Welt der Platz, wenn man Sachen zu entscheiden hat, die alle angehen, die ein Land alleine gar nicht mehr entscheiden kann? Da sage ich: das kann nur die Uno sein!"

Sie kündigte an, sich weiter für eine Regulierung der so genannten Hedgefonds einzusetzen. Dieses Finanzinstrument berge viele Risiken, mehr Transparenz sei deshalb notwendig.  "Wir sind ein Stück vorangekommen, aber noch nicht soweit, wie wir wollten. Wir brauchen Regeln, nach denen diese Hedgefonds arbeiten. Deutschland wird sich weiter dafür einsetzen."
 
>> Was sind Hedgefonds
 

Zukunft der Welt gestalten

 
Die Folgen der Globalisierung und der Dialog zwischen den Glaubensrichtungen stehen im Mittelpunkt des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Köln. Gelegenheiten zur Diskussion gibt es genug: Bis Sonntag finden unter dem Motto "lebendig und kräftig und schärfer" mehr als 3.000 Veranstaltungen an 400 Orten statt.
 
Über eine Million Gäste werden während der fünf Tage erwartet. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer debattieren über aktuelle Herausforderungen: gerechte Weltwirtschaft, Afrika, Klimaschutz und die Lage im Nahen Osten. Das Ziel: "Brücken bauen" und "Fronten auflockern", wie Kirchentagspräsident Reinhard Höppner betonte.
 

"Menschen für Menschen"

 
Neben der Kanzlerin besuchten weitere Mitglieder des Bundeskabinetts den Kirchentag. Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble nannte es einen "Skandal", dass jährlich Tausende Menschen aus Afrika auf dem Weg nach Europa ihr Leben verlieren. Not und Elend müssten dort effektiv bekämpft werden, wo sie auftreten. Je besser die Lebensverhältnisse in Afrika seien, desto geringer seien die Anreize für die Menschen, ihr Glück in Europa zu suchen.
 
In seiner Eröffnungsrede am Mittwoch erinnerte Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier an das "Prinzip Verantwortung" in Zeiten der Globalisierung: "Ich danke all denen auch ganz persönlich, die im Alltag anderen Menschen in Not helfen. Mit ihrem Dienst am Nächsten geben Sie unserer Gesellschaft ein menschliches Gesicht."
 
Auch Arbeitsminister Franz Müntefering, Landwirtschaftsminister Horst Seehofer, Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Umweltminister Sigmar Gabriel, Familienministerin Ursula von der Leyen und Entwicklungsministerin Heidemarie Wieczorek-Zeul diskutierten in Köln mit.
 
Der Deutsche Evangelische Kirchentag wird alle zwei Jahre in einer anderen deutschen Stadt ausgerichtet. Seit 1949 existiert der Evangelische Kirchentag. Er versteht sich als eine Bewegung evangelischer Laien, denen vor allem zweierlei am Herzen liegt: Ihre protestantische Freiheit gegenüber der Amtskirche und ein christlicher Glaube, der Frömmigkeit mit Verantwortung für Gesellschaft und Welt vereint. Unter der Losung "lebendig und kräftig und schärfer" ( Hebräerbrief 4,12 ) treffen sich beim diesjährigen 31. Evangelischen Kirchentag vom 6. – 10. Juni 2007 in Köln mehrere hunderttausend Menschen aus Deutschland und der ganzen Welt. Mit rund 3.000 Einzelveranstaltungen gibt es ein breites Programm von Gottesdiensten, Lesungen und Konzerten. Näheres unter: www.kirchentag.de