Herausforderungen der Globalisierung - Fragen und Antworten

Di, 22.05.2007
 
Alle reden von der Globalisierung. Zwar profitieren die Verbraucher wegen billigerer Produkte von dieser Entwicklung. Andererseits setzen viele die Globalisierung vornehmlich mit Risiken gleich, die gewohnte Lebensumstände und Arbeitsbedingungen negativ beeinflussen. 

 

Wir alle profitieren von der Globalisierung, weil es preiswerte Produkte aus aller Welt gibt. Andererseits verändert die Globalisierung die gewohnten Lebensumstände und Arbeitsbedingungen. Umbrüche am Arbeitsmarkt sind für viele Menschen Anlass zu Sorge und existentiellen Ängsten.
 
Die Einführung der Marktwirtschaft in den ehemaligen Ländern des Ostblocks, die wirtschaftlichen Erfolge der "Schwellenländer" und der weltweite Wandel von der Produktions- zur Wissensgesellschaft führen zu mehr Wettbewerb – auf dem deutschen wie auf dem europäischen Markt. 
 
Diese Risiken verstellen häufig den Blick dafür, dass ein weltweites wirtschaftliches Beziehungsgeflecht für ein exportorientiertes Land wie Deutschland notwendig ist. Der Zugang zu den Weltmärkten, der weltweite Absatz deutscher Waren und Dienstleistungen sind Voraussetzungen für Wachstum und Wohlstand.
 
Globale Wirtschaftsbeziehungen bedeuten deshalb für uns nicht nur Risiken, sondern vor allem Chancen. Die globalen Herausforderungen verlangen gemeinsame Antworten. Deshalb ist der G8-Gipfel in Heiligendamm wichtig. 
 

Seit wann gibt es den Begriff "Globalisierung"?

   
Der Begriff "Globalisierung" tauchte Mitte der 90er Jahre auf und ist zu einem beherrschenden Schlagwort geworden. Die Tatsache der Globalisierung ist hingegen viel älter und reicht zurück bis ins Altertum.
 
Schon damals umfasste der Handel die bis dahin bekannte Welt. Mit der Entdeckung der "Neuen Welt" und dem Seeweg nach Südostasien nahm der Handelsverkehr dramatisch zu und breitete sich auf der ganzen Welt aus.
 
Von der Wortbedeutung her wird der Begriff "Globalisierung" allerdings erst heute der Wirklichkeit gerecht: Das "Global Village" ist Realität, die vernetzte Welt ist zu einem "großen Dorf" geworden.
 
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Welche Ursachen hat der Globalisierungsschub? 

 
  •  Die rasante Entwicklung der Technologie, insbesondere des Internets.
  •  Die immer geringer werdenden Kommunikations- und Transportkosten.
  •  Die schnellere Liberalisierung der Märkte einschließlich der Kapitalmärkte.
  •  Der Abbau von Zollschranken und anderer Handelsbarrieren.
  •  Die Bildung regionaler Wirtschaftsblöcke.
  •  Und nicht zuletzt: Das Ende des Kalten Krieges und der Fall des "Eisernen Vorhangs".
 
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Welche Risiken werden mit der Globalisierung verbunden?

 
Globalisierung hat wie die meisten Entwicklungen nicht nur positive Seiten:
 
  • Die internationale Arbeitsteilung führt dazu, dass einfache Tätigkeiten ins Ausland ausgelagert werden. Kleidung oder Spielzeuge zum  Beispiel  haben oft eine halbe Weltreise hinter sich, bevor sie bei uns in den Regalen landen.
  • Durch die langen Transporte per LKW, Schiff oder Flugzeug entstehen Abgase, die die Umwelt belasten.
  • Kritiker sehen die Gefahr, dass der Umweltschutz als "Luxus" und Standortnachteil im internationalen Wettbewerb angesehen wird.
 
Viele Menschen in Deutschland glauben, durch die Globalisierung auch persönliche Nachteile zu haben. Sie verstehen den Prozess der Globalisierung nicht und fühlen sich nicht ausreichend informiert. Die Zahl und Engagement der NRO (das sind Nicht-Regierungsorganisationen oder Interessengruppen) spiegeln das wider.
 
Die Regierungen haben die Verantwortung, dass international Strukturen aufgebaut werden, damit die Globalisierung in akzeptablen, zum Beispiel sozialverträglichen Bahnen verläuft.
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Profitieren Deutschland und die deutsche Wirtschaft von der Globalisierung?

  
Unter dem Strich profitiert Deutschland deutlich von der Globalisierung. In Deutschland hängt etwa jeder dritte Arbeitsplatz direkt oder indirekt vom Export ab. Dies gilt besonders für die großen Industriebranchen Maschinenbau, Automobilindustrie und chemische Industrie.
 
Diese Arbeitsplätze werden durch den freien Handel langfristig gesichert, neue kommen hinzu. Unsere Handelsbilanz ist seit vielen Jahren positiv. Das heißt: Deutschland exportiert mehr als es importiert. Anders ausgedrückt:
 
Es kommt durch den internationalen Handel mehr Geld ins Land, als es durch Importe Deutschland wieder verlässt. Deutschland ist weiterhin Exportweltmeister.
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Führt Wettbewerbsdruck zum Abbau von Arbeitsplätzen?

  
Globalisierung und freier Welthandel bringen natürlich auch die Gefahr mit sich, dass niedrig qualifizierte Arbeiten, die in anderen Ländern billiger angeboten werden, dorthin abwandern. Dies hat bereits dazu geführt, dass die Massenproduktion von Billiggütern und damit die Arbeitsplätze ins Ausland verlagert wurden.
 
Dem internationalen Wettbewerbsdruck kann jedoch kein Land ausweichen. Die Volkswirtschaften passen sich an. Hieraus entstehen neue Produkte und Dienstleistungen, neue Märkte, neue Arbeitsplätze und damit neuer Wohlstand. Eine Abschottung der deutschen Wirtschaft würde hingegen den wirtschaftlichen Abstieg bedeuten.
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Verändert sich durch die Globalisierung die Bedeutung der Nationalstaaten?

  
Die Globalisierung als weltweiter Prozess zieht sich über einen längeren Zeitraum hin. Dabei hat sich gezeigt, dass wichtige Herausforderungen und Entscheidungen über die Zukunft der Erde wie den Schutz des Klimas, fairen Handel, Schutz vor Produktpiraterie, weltweit grassierende Krankheiten wie HIV/AIDS und Vogelgrippe nur global zu lösen sind.
 
Hierzu dienen Einrichtungen wie die Europäische Union (EU) und die Vereinten Nationen. Die Nationalstaaten haben weitere Möglichkeiten, Einfluss auf die politische und wirtschaftliche Entwicklung zu nehmen.
 
Institutionen wie die World Trade Organisation der Vereinten Nationen, die Weltbank und der Internationale Währungsfonds bilden Handlungsplattformen für Nationalstaaten. Ebenso treffen sich informelle Gruppierungen; die G8-Runde ist die bekannteste.
 
Die internationalen Abhängigkeiten erfordern eine globale Zusammenarbeit. Dies wird als "Global Governance" bezeichnet.
 
Damit ist die gemeinsame politische Gestaltung des Globalisierungsprozesses gemeint. Sie hat das Ziel, Risiken wie Armut, Finanzkrisen oder sonstige Konflikte durch internationales Handeln aufzufangen.
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Schränkt die Globalisierung den Handlungsspielraum nationaler Politik ein?

  
Zunächst gilt: Eine vollkommene Handlungsfreiheit von Nationalstaaten hat es auch in der Vergangenheit nie gegeben. Heute muss sich nationale Politik mehr denn je der internationale Zusammenarbeit stellen und den Prozess der Globalisierung aktiv mitgestalten.
 
Es müssen für alle geltende Regeln entwickelt werden, die auch den nationalen Interessen Rechnung tragen. Der Handlungsspielraum nationaler Politik wird erst dann wirklich eingeschränkt, wenn die Herausforderungen der Globalisierung nicht angenommen, sondern ignoriert und Einflussmöglichkeiten verspielt werden.
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Welchen Beitrag leistet die EU zur Gestaltung der Globalisierung?

 
  • Lissabon-Strategie

    Die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen in der EU muss weiter gestärkt werden. Deshalb hat die EU im Jahre 2000 die Lissabon-Strategie entwickelt. Sie hat zum Ziel, Wirtschaft und Arbeit in den EU-Staaten durch bessere Bildung, verstärkte Forschung, mehr Innovation und eine Steigerung der Investitionen in den Mitgliedsländern zu fördern.
  •  Der Euro

    Die gemeinsame europäische Währung ist inzwischen neben dem US-Dollar zur zweiten Weltleitwährung aufgestiegen.
     
  • Gemeinsame Standards

    EU-Richtlinien vereinheitlichen europäische Lebens- und Rechtsräume. Die europäischen Umwelt- und Sozialstandards haben weltweit Vorbildcharakter. Das Recht, sich in freien Gewerkschaften zu organisieren, ist dabei von entscheidender Bedeutung.
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Welche Bedeutung kommt der Welthandelsorganisation WTO zu?

  
Der weltweite Abbau von Handels- und Investitionsschranken hat gerade für kleinere Volkswirtschaften und für Entwicklungsländer vorrangige Bedeutung.
 
So hat sich die Welthandelsorganisation WTO beispielsweise zum Ziel gesetzt, die Entwicklungsländer besser in den Welthandel einzubinden, ihren Zugang zu den Weltmärkten zu verbessern und damit einen wichtigen Grundstein für Wohlstand in diesen Ländern gelegt. 
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Gibt es einen Zusammenhang zwischen Globalisierung und  "Nachhaltigkeit"?

  
Nachhaltigkeit heißt: Jede Generation muss ihre Aufgaben lösen. Sie darf sie nicht nachkommenden Generationen aufbürden. Nationale und internationale Politik muss sich daran orientieren.
 
Globalisierung und Nachhaltigkeit sind somit zwei Seiten einer Medaille. Einerseits geht es bei der Globalisierung darum, Chancen zu nutzen und wirtschaftlich erfolgreich zu agieren.
 
Andererseits sind Wirtschaft und Handel eng mit ökologischen Fragen verflochten, von ihnen sogar abhängig: In einer zerstörten Umwelt geht auch die Wirtschaft unter.
 
Aus dieser Abhängigkeit ergeben sich Spielregeln. Die globalen Herauforderungen lassen sich nur meistern, wenn das Prinzip der Nachhaltigkeit berücksichtigt wird.
 
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